Eigentlich mag ich kleine Krabbeltierchen ganz gerne. Meine Mäuschen beispielsweise gehen mir über alles. Aber es gibt Viehzeug, mit dem ist nicht gut Leckerchen essen – ja, genau: Ich spreche von Zecken!
Da braucht hund nur mal kurz die Nase an eine Fährte im Gras zu halten, und zack – schon hängt eines dieser Mistdinger im Fell fest. Ich merke das leider immer erst, wenn es schon zu spät ist.
Die Blutsauger sind da!
Wie letzten Herbst, als ein paar Stunden nach einem Ausflug mein linkes Öhrchen furchtbar zu jucken anfing und ich mich ständig kratzen musste.
Natürlich habe ich versucht, meine Kratzbemühungen möglichst elegant und unauffällig aussehen zu lassen. Soll schließlich niemand behaupten, ich hätte irgendwelche Parasiten.
Und als ob eine Zecke im Ohr nicht schon schlimm genug wäre, plötzlich saß so ein Ding auch noch – tja, wie beschreibe ich das jetzt… also sie machte es sich an einer für Rüden ziemlich empfindlichen Körperpartie gemütlich. Du verstehst? Hund, war mir das peinlich!
Natürlich hat es nicht lange gedauert, bis Tobias beim Streicheln merkte, dass da etwas nicht stimmte. Mit der Zeckenzange zog er mir die kleinen Störenfriede aus der Haut. Das klingt jetzt ziemlich brutal, war es aber gar nicht. Geziept hat es trotzdem, weil er mir anfangs einige Härchen am Ohr mit ausriss. Zum Glück ging wenigstens die zweite Zecke ohne Kollateralschaden raus…
[Also die erste Zecke hat mich schon ein bisschen Überwindung gekostet. Ich wollte ja meinem Lieblingshund auch nicht weh tun.]
Erste Hilfe gegen Zecken
Da wir beide das nicht noch einmal erleben wollten (und Zecken auch ein bisschen gruselig sind), haben wir Gegenmaßnahmen ergriffen:
Tobias träufelte mir etwas auf die Haut, das sich „Margosa-Lavendel-Extrakt“ nannte. Es roch ganz okay, aber Hund nochmal, er hätte das Zeug wirklich vorher anwärmen können! Ist nicht angenehm, wenn Dir plötzlich was Kaltes den Rücken runterläuft.
Die Wirkung war solala. Die meisten Zecken trauten sich zwar nicht mehr in mein Fell oder legten ab dem Knie eine Kehrtwende ein und suchten das Weite. Leider schafften es hin und wieder doch einige – ich nehme mal an, die hatten grad Schnupfen und konnten mein Abwehrmittel deshalb nicht riechen.
Alles kein Problem. Wann immer mir eine Zecke ins Fell pikste, deutete ich Tobias das kleine Aua durch ein paar mehr oder weniger subtile Kratzbewegungen an und er befreite mich von dem Untier. So ging das eigentlich ganz gut. Bis… ja, bis dieses Frühjahr!
Nahezu täglich musste Tobias nun eingreifen, um entweder umherirrende Zecken aus meinem Fell zu buhlen oder eine bereits Angedockte mit der Zange zu ziehen.
Sowas lästiges – und es wurde immer schlimmer!
Plötzlich sprach sich bei den Zecken herum, dass die Stelle oberhalb meiner Augenbrauen wohl besonders schmackhaft wäre und noch dazu einen herrlichen Panoramablick böte. Schwupp, schon saß mir eine mitten auf der Stirn. Klar hielt ich tapfer still bis Tobias das Mistvieh entfernt hatte, nur lasse ich mir halt ungern so nahe an den Augen herumfummeln.
Als es sich die nächste dann direkt in meinen Augenbrauen gemütlich machte, musste ich einfach mal laut knurren: Wie sah denn das aus!? Die Zecke wurde mit jeder Stunde größer und man konnte meinen, ich hätte ein Piercing! Sowas tragen sonst nur halbstarke Bulldoggen mit Stachelhalsband, kein lieber Filou.
[Übrigens hatte es sich noch eine Zecke an einer ungünstigen Stelle gemütlich gemacht: und zwar an seinem… ähem… also an dem Teil, das den Rüden zum Rüden macht. Du verstehst? Filou war es wohl peinlich, das zu erwähnen.]
Zecken: Jetzt werde ich aber giftig!
Es stand leinenfest: Die Margosa-Lavendel-Tinktur roch zwar angenehm, aber die diesjährige Zeckengeneration schien hart im Nehmen zu sein. Also musste eine stärkere Waffe her!
Vom Tierarzt hatte Tobias schon vor einiger Zeit eine Tablette aufgeschwatzt bekommen, mit der Hund (also ich) sozusagen giftig werde für Zecken. Sobald die Zecke zubeißt und genussvoll mein Blut schlürft, besiegelt sie damit ihr eigenes Ende und fällt nach ein paar Stunden tot ab.
Keine allzu schöne Vorstellung: Filou als wandelnde Biowaffe. Aber da steckte dieses juckende Mistvieh von Zecke mitten in meinen Augenbrauen und wurde immer fetter! Nach einem kritischen Blick in den Spiegel konnte ich mich schnell mit der Vorstellung anfreunden, drastischere Maßnahmen zu ergreifen.
Damals hatte Tobias mit mir besprochen, diese Möglichkeit nur dann zu nutzen, wenn wirklich ein Zeckennotfall eintritt. Und der war jetzt! Zusammen setzten wir uns nochmal vor den Computer und recherchierten ein bisschen im Internet über das Pro und Kontra.
Schließlich entschieden wir uns beide dafür. Vor allem wegen des beunruhigenden Gedankens einer Zeckenzange vor meiner Schnauze gab ich mein positives Wau und schluckte die Pille.
[Oder an einer anderen empfindlichen Stelle. Wollte ich jetzt nochmal erwähnen… ;-)]
Und, soll ich Dir was bellen? Das Zeug wirkt! Am nächsten Tag war die Zecke über meinem Auge weg, ich konnte sie einfach mit den Pfoten abbürsten. Die Zeckenzange liegt seitdem in der Schublade und wird nicht mehr gebraucht.
Aber so ganz happy bin ich nicht mit dieser Lösung:
Zwar muss mir Tobias keine Zecke mehr von sensiblen Körperteilen entfernen, aber die Viecher stechen immer noch zu, was jedes Mal ein bisschen juckt. Davon abgesehen krabbeln die weiterhin ungestraft in meinem Fell herum und lassen sich von mir durch die Gegend tragen. Ich bin doch kein Zeckentaxi!
Nach jedem Spaziergang – besonders wenn es auf die Wiese ging – sucht Tobias seitdem mein Fell nach Zecken ab. Zwar entwischen ihm hin und wieder welche, ihm fehlt halt meine Spürnase, aber die meisten kriegt er zu packen.
Ich denke, die kommenden Wochen kann ich so leben, bis die Zeckensaison vorüber ist. Vielleicht bitte ich Tobias, mir zusätzlich dieses Margosa-Zeug aufzuträufeln. Dann aber auf Körpertemperatur vorgewärmt!
Und sollte ich wirklich trotz aller Gegenmaßnahmen wieder mal eine Zecke im Ohr haben, naja. Es könnte schlimmer kommen. Nämlich dann, wenn mir die Zecke auch noch einen Floh ins Ohr setzt! Darüber sollte man als Hund einmal nachdenken…
Lass Dich nicht von einer Zecke necken
Dein Filou!
Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Mai 2020
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