Ich bin ja schon immer davon ausgegangen, dass in mir mehrere Hunderassen schlummern. Seien wir mal ehrlich, eine allein würde mir auch gar nicht gerecht werden, oder?
Und wenn ich bislang Tobias gefragt habe, wer denn da an mir beteiligt sein könnte, hieß es immer, ich wäre eine Mischung aus einem Portugiesischen Podengo und einem Australian Shepherd:
Meine Vorliebe für Mäuschen (samt Spieltrieb) hätte ich vom Podengo geerbt, das Fell und die süßen Öhrchen vom Aussie und der Rest – naja, vielleicht war mein Uropa ein Deutscher Schäferhund oder so.
Das mit dem portugiesischen Podengo war mir zwar immer ein bisschen suspekt, schließlich stamme ich aus Italien und nicht aus Portugal.
Aber wer weiß, eventuell gab’s da den ein oder anderen Piratenhund in meiner Familie, der in einem italienischen Hafen eine vierpfotige Freundin hatte. Klingt für mich absolut möglich.
Ein denkwürdiger Ausflug…
Gestern trafen wir bei einem Spaziergang eine nette Dame, die ebenfalls in Begleitung eines Vierbeiners unterwegs war. Ungefähr so groß wie ich, aber ganz in dichtes, schwarzes Fell gehüllt und mit kleinen Hängeohren (ich spreche natürlich vom Hund, nicht von der Frau).
Wie es sich gehört, haben wir beide uns erst mal angebellt. Weil aber weder Hund noch Mensch irgendwelche Anstalten machten, das Weite zu suchen, ging es ans gegenseitige Beschnüffeln.
Auch Tobias kam mit der Dame ins Gespräch und beide tauschten sich aus, wo ihre jeweiligen Fellfreunde ursprünglich herkommen. Keine Ahnung, warum das jedes Mal so wichtig ist, aber Menschen haben wohl nicht so viele spannende Gesprächsthemen wie unsereins.
Na, jedenfalls meinte die Dame, sie hätte früher auch schon ein paar Hunde aus Italien bei sich wohnen lassen und kenne sich im Land gut aus, weil sie dort häufiger ihren Urlaub verbringen würde. Ich rümpfte kurz die Nase. Also über Geschmack kann man ja streiten, aber wer möchte denn bitte auf der Müllkippe, wo ich gefunden wurde, Ferien machen?
Auf die Frage, ob er (Tobias) denn wüsste, welche Hunderassen in mir steckten, erzählte er vom Podengo und dem Aussie. Von da an hab ich nur noch halb zugehört, schließlich versprach der Smalltalk unter uns Rüden wesentlich interessanter zu werden, als das Wiederkäuen meiner Ahnentafel.
Filou, ein Marshmallow-Anbruzzler?
Aber dann spitzte ich doch die Ohren, denn die Begleitung meines schwarzen Freundes meinte plötzlich zu wissen, dass in mir vor allem ein Mormonen… Memmen… Marshmallow… nein, warte mal… ach ja, ein „Maremmen-Abruzzen-Schäferhund“ stecken könnte.
Angeblich hätten italienische Landwirte solche Hunde ursprünglich zum Bewachen ihrer Höfe eingestellt und später mit kleineren Hunderassen bekannt gemacht, weil die weniger fressen würden.
Ich dachte, mir klappt gleich das Ohr nach hinten! Geht’s noch?!
Sehe ich etwa aus wie ein Türsteher, der einen Stall voller Rindviecher bewacht? Und dann noch bei einem Bauern, der absichtlich einen kleinen Hund sucht, weil er zu geizig für ein anständiges Fresschen ist?
Sogar ihrem tierischen Begleiter war diese Äußerung peinlich und er entschuldigte sich bei mir, dass „seine Alte“ das bestimmt so nicht gemeint habe. Etwas irritiert blieb ich trotzdem.
Familienähnlichkeiten…
Wieder zu Hause angekommen, hat Tobias ein bisschen im Netz recherchiert. Ich weiß bloß nicht, was ich von der ganzen Story halten soll:
Auf der einen Pfote sehen mir diese Marshmallow-Wauwaus schon ein bisschen ähnlich, nur deren Fell ist um einiges heller. Auf der anderen Pfote wiegt das Original aber mit über 40 kg doppelt so viel als ich.
Dann suchte Tobias nach Fotos von Mischlingshunden. Vor allem ein Hund, der eine Kombi aus Maremmen, Belgischem Schäferhund und Rottweiler war, hinterließ Eindruck. Ich gebe zu, was da auf dem Bildschirm auftauchte, hätte mein Bruder sein können! Sogar das Gewicht passte. Wau!
Das brachte jetzt natürlich mein ganzes Selbstbildnis durcheinander… Filou, ein italienischer Maremmen-Rottweiler-Aussie-Podengo? Mein potentieller Schäferhund-Opa noch gar nicht mitgerechnet.
Andererseits, warum sollte ich den Maremmen in mir verleugnen? Wie gebellt, wer so tierisch gut aussieht wie ich, dem muss klar sein, dass das nicht nur von einer einzigen Hunderasse kommen kann! Eine mehr oder weniger in meiner Kollektion macht am Ende keinen Unterschied. Alles gut! 🙂
Und die Moral am Boden der Leckerchentüte? Auf so manchem Spaziergang erfährt hund eben mehr über sich selbst, als er das je gedacht hätte!
Ob Schäferhund, Podengo, Mari, Aussie oder Rotti
alle Filous wünschen Dir ’ne schöne Zeit!
Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Januar 2023
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