Ja, ich gebe es offen zu – Filou ist ein Schnüffler!
Es gibt aber auch nichts Schöneres, als beim Spazierengehen mit der Nase dicht über dem Boden die Welt nach neuen Spuren abzusuchen. So ein Geruch bedeutet für mich schließlich viel mehr als für andere, Tobias zum Beispiel.
Der kann es nicht wirklich verstehen, wenn ich zwei, drei, vier Minuten lang an einer Stelle verharre, mich olfaktorisch von einem Grashalm zum nächsten in bester Spürhund-Manier vorantaste und jedes noch so winzige Duftmolekül ausgiebig analysiere.
Kein Wunder, denn obwohl Tobias einen für Menschen ziemlich ansehnlichen Riechkolben sein Eigen nennt, fehlt es ihm doch an der nötigen Ausstattung. Mehr Schein als Sein. Mehr Pudel als Windhund. Na okay, das letzte war jetzt ein bisschen gemein. Sorry.
Doch es steht nun mal leinenfest: Ich und meine anderen Fellfreunde sind mit etwa 200 Millionen Riechzellen ziemlich großzügig ausgestattet, während Menschen mit knapp fünf Millionen klarkommen müssen.
Und genau da liegt der Knochen vergraben – Tobias weiß gar nicht, was es in Bodennähe so alles an Düften und Spuren zu entdecken gibt und wie interessant das ist.
»Filou, jetzt leg endlich mal eine Pfote zu! Deine Nase muss vom vielen Schnüffeln doch schon ganz wund sein…«
Tobias – als er mal wieder auf mich warten musste.
Okay, Du kannst mich jetzt für eine neugierige Fellnase halten, aber ich finde es eben wahnsinnig spannend, wer wann wohin und mit wem auf demselben Weg unterwegs war.
Du, ich sage Dir, da lernt man seine Hundekumpels mit ganz anderen Augen kennen und erschnüffelt das ein oder andere pikante Detail. Wie kürzlich, als mir klar wurde… nein, das verrate ich Dir jetzt nicht. Ich bin ja kein geschwätziger Pekinese.
Langes Jaulen, kurzer Sinn: Schnüffeln macht Spaß und ist besser als Fernsehen! Vor allem, weil da in letzter Zeit sowieso nix lief, was mich als Hund von den Pfoten haut. Ständig bloß Werbung für Katzenfutter oder Menschen-Parfums die stinken, als hätten zehn Hunde an derselben Stelle… na, Du weißt schon.
Aber ich will nicht abschweifen. Schnüffeln bedeutet mir auch deshalb so viel, weil ich damit prima Stress abbauen kann. Jeder Hund braucht eben ein Hobby, um nach einem anstrengenden Tag für den richtigen Ausgleich zu sorgen.
Schon allein aus diesem Grund würde ich Tobias gerne das Schnüffeln nahe bringen. Der hat manchmal den Kopf so voll anderer Dinge, dass ich fürchte, er vergisst irgendwann einmal meine Leckerchen. Okay, dieser Super-GAU ist zum Glück noch nie eingetreten, aber seinen Geldbeutel und sogar seine Schlüssel hat er schon desöfteren liegen lassen.
Wenn das passiert, dann sucht und sucht und sucht er überall danach. Und. Das. Dauert.
Gewöhnlich bin ich ja ein sehr geduldiger Hund, aber wenn ich bereits mit Geschirr und Leine gassigehbereit dasitze, Tobias jedoch partout seinen Haustürschlüssel nicht findet, muss der kleine Rottweiler in mir schon sehr an sich halten.
Klar, könnte ich ein, zwei Mal tief Luft holen und Tobias dann auf den Millimeter genau verraten, wo sich der Schlüsselbund versteckt. Aber ich lasse ihn erst noch ein bisschen zappeln.
Vielleicht weiß er mein Schnüffeltalent so irgendwann wirklich zu schätzen. Denn eins ist klar: Bei seiner Schusseligkeit hilft ihm auch die allergrößte menschliche Schnauze auf Dauer nix. In diesem Sinn…
Bleib mit Deiner Nase immer in der Spur
Dein Filou!
Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Dezember 2021
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